Thoughts That Stick: Lasst eure Gedanken da
#FreeNahid

WER IST NAHID TAGHAVI?

Nahid Taghavi ist eine freiheitsliebende Frauenrechtlerin aus Köln, die von ihrem Recht auf Meinungs- und Gesinnungsfreiheit Gebrauch gemacht hat.

Dafür sitzt sie seit einem Besuch im Iran im Herbst 2020 im berüchtigten Evin-Gefängnis. Die ersten sieben Monate davon verbrachte sie in absoluter Isolation. Willkürlich zu 10 Jahren Haft verurteilt ist die mittlerweile 70-Jährige gesundheitlich von den Haftbedingungen gezeichnet. Doch selbst aus der Gefangenschaft heraus setzt sie sich zusammen mit ihren Mitgefangenen durch Protest und Hungerstreiks solidarisch für Menschenrechte ein.

Als deutsche Staatsbürgerin dient sie den Mullahs als Geisel und Spielball gegenüber der deutschen Regierung.

Ihre Tochter kritisiert zurecht scharf die falsche Zurückhaltung der Bundesregierung.

Mittlerweile ist Nahid frei und wieder zurück in Deutschland (12.01.25)

„MACH DIR KEINE SORGEN, 
 ICH GEHE ZU MEINEN FREUNDINNEN“

Diesen Satz soll Nahid Taghavi ihrer Tochter gesagt haben, als sie nach einem medizinischen Hafturlaub im Hausarrest zurück ins Evin-Gefängnis musste. Er zeugt von der tiefen Solidarität und Menschlichkeit, die die Gefangenen untereinander aufbringen und damit der Brutalität des Regimes trotzen. Der Frauentrakt des Gefängnisses ist, bei aller Gefahr der zusätzlichen Repression und Verlängerung der Haftstrafen für die Frauen, weiterhin Ort des Protestes und der Opposition gegen das Regime.

EINE CHRONIK

16. OKT. 2020
SORGE

Seit heute antwortet Nahid nicht mehr auf Nachrichten ihrer Tochter und anderer Angehörigen, obwohl ihr Status auf „online“ steht.

18. OKT. 2020
(UN)GEWISSHEIT

Ihre Brüder fahren zu Nahids Appartement nach Teheran und finden die Wohnung verwüstet vor. Persönliche Gegenstände, Laptop und Reisepass wurden entwendet.


ISOLATION

Nahids Brüder fahren täglich zum berüchtigten Evin-Gefängnis. Dort erfahren sie schließlich, dass Nahid „aus Sicherheitsgründen“ verhaftet wurde und in Einzelhaft sitzt. Mehr Informationen werden ihnen nicht mitgeteilt.

22. OKT. 2020
ÖFFENTLICHKEIT

#FREENAHID: Nahids Tochter Mariam Claren bittet die Öffentlichkeit hier in Deutschland um Aufmerksamkeit für ihrer Mutter. Sie weiß: Öffentlichkeit kann vor Folter und Vergewaltigung schützen und die Haftbedingungen etwas erleichtern.

26. OKT. 2020
BUNDESPRESSEKONFERENZ

10 Tage ohne Lebenszeichen. Dank ihrer Tochter wird der Fall der Kölnerin auch auf der Bundespressekonferenz angesprochen: Dem Auswärtigen Amt liegen keine Informationen vor.

28. OKT. 2020
ERSTES LEBENSZEICHEN

Zwei Tage nach der Pressekonferenz wurde es Nahid gestattet, ihren Bruder anzurufen. Das Gespräch dauerte nur wenige Sekunden. „Ich lebe“: Mehr konnte Nahid nicht sagen, danach wurde aufgelegt.

03. DEZ. 2020
DER ZWEITE ANRUF

35 Tage nach dem ersten Anruf darf Nahid aus dem Evin-Gefängnis heraus erneut kurz mit ihrem Bruder telefonieren. Sie berichtet, dass die Einsamkeit ihr zu schaffen macht und von körperlichen Folgen der Haftbedingungen. Ihrer Tochter lässt sie ausrichten, dass sie sie liebt und vermisst.

24. JAN. 2021
DER 1. BESUCH

Ende Januar dürfen ihre Brüder Nahid endlich besuchen. Getrennt durch eine Glasscheibe und unter Anwesenheit der Revolutionsgarden dauert der Besuch 30 Minuten. Danach wird Nahid eine Augenbinde angelegt und sie wird wieder abgeführt.

28. APR. 2021
„GERICHTSVERFAHREN”

Am 28.04. sollte der Prozess vor dem Revolutionsgericht stattfinden. Er wurde auf den 13.06.21 vertagt. Ihren Anwalt konnte sie nicht frei wählen. Er durfte zuvor nicht mit Nahid sprechen und bekam 4 Tage vor dem ersten Gerichtstermin erste Akteneinsicht.


VERHÖRE

Nahid wird bis zum Verfahren rund 1.000 Stunden ohne Rechtsbeistand verhört. Dabei muss sie eine Augenbinde tragen.

BIS 16. MAI 2021
WEISSE FOLTER

Seit 7 Monaten (mit 3-wöchiger Unterbrechung) sitzt Nahid rund um die Uhr überwacht in Isolationshaft und ist Methoden der Weißen Folter ausgesetzt. Für Wochen musste sie ohne Kissen auf dem Boden schlafen und bekam nur für eine halbe Stunde Hofgang mit Augenbinde. Das Zellenlicht wird auch nachts nicht ausgeschaltet. Am 16. Mai wird sie in den Frauentrakt des Evin-Gefängnisses überstellt.

04. AUG. 2021
VERURTEILUNG

Nahid Taghavi wird vor dem Revolutionsgericht in Teheran hinter verschlossenen Türen wegen „Beteiligung an der Führung einer illegalen Gruppe“ und „Propaganda gegen den Staat zu 10 Jahren Haft verurteilt. Die Anklagepunkte sind konstruiert und wurden von Nahid in endlosen Verhören und vor Gericht zurück gewiesen. Ihr Anwalt wird kurz darauf ebenfalls festgenommen.

12. Januar 2025
Freiheit

Nach über 1500 Tagen Haft als politische Gefangene des islamistischen Regimes, kommt Nahid Taghavi endlich frei und konnte zurück nach Deutschland reisen.

WEISSE FOLTER

Um die Gefangenen zu brechen und zu Geständnissen zu zwingen, wendet das Regime in Iran neben körperlicher Folterung auch Methoden der sogenannten „Weißen Folter“ an.

Diese Art der Folter hinterlässt keine sichtbaren Spuren, sondern zielt auf die dauerhafte Schädigung oder Zerstörung der Psyche der Gefangenen. Durch soziale Isolation in extremer Isolationshaft, Entzug von Sinneseindrücken und 24h Neonlicht in fensterlosen Zellen kommt es zu teils schwerer Beeinträchtigung des Nervensystems und der Wahrnehmung der Gefangenen.

Neben vielen anderen war auch die 66-Jährige Kölnerin Nahid Taghavi dieser Folter ausgesetzt: Wochen musste sie allein in einer kleinen Zelle verbringen, ohne Möbel auf dem Boden schlafen und essen. Wenn sie zu Verhören oder seltenen Hofgängen aus der Zelle geholt wurde, musste sie stets eine Augenbinde tragen.


Schluss mit der Appeasement-Politik
mit den Mullahs!

Die Zurückhaltung der Bundesregierung führte erst kürzlich zum staatlichen Mord an Jamshid Sharmahd, der von dem Regime im Iran hingerichtet wurde. Auch er war ein deutscher Staatsbürger, wurde auf einer Dienstreise über Dubai von der Islamischen Republik entführt, im Iran inhaftiert und gefoltert.

Wir fordern Freiheit für alle politischen Gefangenen im Iran und weltweit. Wir fordern von der deutschen Außenpolitik, ihre Bürger*innen nicht weiter im Stich zu lassen und Nahid Taghavi endlich nach Hause zu holen.

Unsere Forderungen im Einzelnen:

1. Wir fordern Maßnahmen des Bundeskanzleramts zur Befreiung der Kölnerin Nahid Taghavi, die seit 2020 im Iran inhaftiert ist. Der Bundeskanzler muss diese Angelegenheit zur “Chefsache” erklären, um ihrer Befreiung Priorität zu geben.

2. Wir fordern öffentliche Stellungnahmen und direkte Interventionen durch die Bundesregierung, um Nahid Taghavis Situation ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und politischen Druck auf die Regierung im Iran auszuüben.

3. Wir fordern eine internationale Zusammenarbeit zur Befreiung von Nahid durch die Bildung einer Taskforce, die mit anderen betroffenen EU-Ländern zusammenarbeitet, wie es bereits von Frankreich, Belgien und den USA praktiziert wird.

4. Wir fordern klare diplomatische und wirtschaftliche Maßnahmen, wie die Androhung des Abbruchs der Handelsbeziehungen und die Wiedereinsetzung von wirksamen Sanktionen, um den Druck auf die Islamische Republik zu erhöhen.

5. Wir fordern die Einhaltung von Wahlversprechen, nämlich die Umsetzung einer menschenrechtsgeleiteten und feministischen Außenpolitik.

Evin Gefängnis

EVIN-GEFÄNGNIS, TEHERAN

Hungerstreiks: Im Evin-Gefängnis sowie weiteren Gefängnissen treten Gefangene landesweit als Protest gegen die Todesstrafe jeden Dienstag in den Hungerstreik. Regelmäßig werden öffentlichkeits- wirksame Hungerstreiks organisiert, um gegen konkrete Todesurteile zu demonstrieren.

Proteste: Während Hofgängen versammeln sich die Frauen und rufen Parolen, singen Lieder und zeigen Solidarität mit zum Tode Verurteilten. Am 14. September 2024 z.B. versammelten sich die Frauen im Hof, verbrannten ihre Kopftücher und riefen „Frau, Leben, Freiheit“. In den Zellen und auf den Gängen wurden ebenfalls Parolen und die Namen der Getöteten und Hingerichteten gerufen.

Solidarität: Neben den verzweifelten Familienangehörigen, die sich um Verhaftete oder zum Tode Verurteilte sorgen und vor dem Gefängnis versammeln, finden sich auch immer wieder Menschen solidarisch ein, um dem Regime zu zeigen, dass die Gefangenen nicht vergessen werden.

Offene Briefe: Immer wieder werden Aufrufe und offene Briefe aus dem Gefängnis geschmuggelt und veröffentlicht. Unter anderem Solidaritätsbekundungen mit den Aufständen im Land, zur Menschenrechtslage in den Gefängnissen, Appelle für Umwelt- und Klimaschutz, Berichte über den Gesundheitszustand von Mitgefangenen oder Aufrufe an die Menschen im Westen, Druck auf ihre Regierungen auszuüben, um das diktatorische Regime im Iran nicht weiter zu stützen.

POLITISCHE GEFANGENE 
 IM FRAUENTRAKT VON EVIN

Varisheh Moradi

Die kurdische Aktivistin und Frauenrechtlerin Varisheh Moradi wurde zum Tode verurteilt. Nach ihrer Festnahme war ihr Aufenthaltsort zunächst unbekannt. In dieser Zeit wurde sie vom Geheimdienst schwer gefoltert und misshandelt. Ihr „Prozess“ dauerte nur wenige Minuten. Sie durfte sich vor Gericht nicht verteidigen und ihren Anwälten wurde der Zugang zu ihrer Akte verweigert.

Pakshan Azizi

Pakshan Azizi, eine kurdische Sozialarbeiterin, wurde bereits 2009 bei den Protesten das erste mal verhaftet. Zuletzt setzte sich für überlebende Opfer des IS in Syrien ein. Nach ihrer erneuten Verhaftung wurde sie gefoltert, ein Rechtsbeistand über lange Zeit verwehrt. Ihr droht die Hinrichtung, nachdem sie wegen „Rebellion“ zum Tode verurteilt wurde.

Golrokh
						Ebrahimi Iraee

Die Journalistin und Menschenrechtlerin Golrokh Ebrahimi Iraee kämpft seit Langem gegen Steinigung und unmenschliche Haftbedingungen in Iran. Deshalb saß sie bereits mehrfach im Gefängnis. Sie musste Folter, Scheinhinrichtungen und die Verhaftungen von Familienmitgliedern ertragen. Während der Jina-Revolution erneut verhaftet, wurde sie nun zu 5 Jahren Haft verurteilt.

Nasrin Sotudeh

Nasrin Sotudeh ist eine Menschenrechtsanwältin, die u.A. Frauen verteidigt, die gegen die Kopftuchpflicht „verstoßen“ haben. Außerdem setzt sie sich für Frauenrechte & gegen die Todesstrafe ein. Mitunter dafür wurde sie in ungerechten Verfahren zu langjährigen Gefängnisstrafen und Peitschenhieben verurteilt. Die Trägerin des Alternativen Nobelpreises befindet sich zur Zeit in „Haftfreistellung aus medizinischen Gründen“.

Narges Mohammadi

Die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi setzt sich seit ihrem Studium für Frauenrechte ein. Immer wieder sitzt sie dafür und für ihren Einsatz gegen die Todesstrafe im Gefängnis, zuletzt zu zehn Jahren Haft verurteilt. Wie viele andere setzt sie ihren Kampf von dort aus fort. Ihre beiden Kinder und ihr Mann leben in Paris.

Fariba Kamalabadi

Fariba Kamalabadi sitzt als Angehörige der stark verfolgten religiösen Minderheit der Bahaí zum zweiten mal eine 10-jährige Haftstrafe wegen angeblicher „Spionage“ und „Propaganda gegen das Regime“ ab. Die Entwicklungspsychologin kam ins Gefängnis als ihre Tochter noch zur Schule ging. Nach ihrer ersten Entlassung war sie bereits Großmutter. Sie verbrachte viel Zeit mit ihrer Enkelin, bis sie 2022 erneut verhaftet wurde.

Mahvash Sabet

Die Poetin und ehemalige Pädagogin Mahvash Sabet ist als Angehörige der Bahaí zum zweiten mal zu einer 10-jährigen Haftstrafe verurteilt worden. Bereits während ihrer ersten Haft schmuggelte sie Gedichte aus dem Gefängnis die im Ausland veröffentlicht wurden. Bei einem Verhör im vergangenen Jahr wurden der 71-jährigen beide Kniescheiben gebrochen.

Diese mutigen Frauen sind nur einige von vielen Menschen, die in den Gefängnissen der Islamischen Republik sitzen. Sie alle eint der Wunsch nach einem freien, selbstbestimmten und würdevollen Leben.


WOMAN* LIFE FREEDOM

FREIHEIT FÜR ALLE POLITISCHEN GEFANGENEN

Bring Nahid Home!

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